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Pia König

Was ist die Teilzeitfalle?

Die sogenannte „Teilzeitfalle“ betrifft vor allem Frauen, die aufgrund familiärer Verpflichtungen lange in Teilzeit arbeiten. Was zunächst als praktische Lösung erscheint, entwickelt sich oft zu einer Sackgasse, die die Karriere hemmt und langfristig finanzielle Nachteile mit sich bringt.


In diesem Blogbeitrag beleuchten wir, was genau die Teilzeitfalle ist, welche Ursachen und Konsequenzen sie hat, und wie man ihr entkommen kann.


Teilzeitfalle Beitragsbild

Inhaltsverzeichnis




Teilzeitfalle Definition


Die Teilzeitfalle beschreibt eine Situation, in der Beschäftigte – häufig Frauen – durch den Wechsel von Vollzeit- zu Teilzeitarbeit langfristig in berufliche und finanzielle Nachteile geraten. Während Teilzeitarbeit oft eine notwendige Lösung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf darstellt, führt sie in vielen Fällen zu einer Sackgasse, aus der ein späterer Wechsel zurück in Vollzeit schwierig oder gar unmöglich wird.


Merkmale der Teilzeitfalle:

  • Karrierechancen: Begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten

  • Gehalt: Reduzierte Einkünfte und finanzielle Abhängigkeit

  • Rente: Deutlich geringere Rentenansprüche im Alter


Ursachen der Teilzeitfalle


Die Gründe, warum insbesondere Frauen in die Teilzeitfalle geraten, sind vielfältig und tief in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Strukturen verankert.


Gesellschaftliche Rollenbilder und Erwartungen


Traditionelle Geschlechterrollen schreiben Frauen noch immer die Hauptverantwortung für die Care-Arbeit und die Familienorganisation zu.


Diese Erwartungshaltung führt dazu, dass sich viele Mütter nach einer (längeren) Elternzeit für eine Teilzeitstelle entscheiden – häufig aus der Notwendigkeit heraus, die Kinderbetreuung mit dem Beruf zu vereinbaren.


Betriebliche Strukturen und Herausforderungen


Die Strukturen in Unternehmen sind oft nicht darauf ausgelegt, flexible Arbeitsmodelle anzubieten, Teilzeitkräfte in Führungspositionen zu integrieren oder ihnen eine Rückkehr von der Teilzeit in Vollzeit zu ermöglichen.


Rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen


Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen bieten nicht immer ausreichend Schutz. Zwar gibt es Ansätze wie das Brückenteilzeitgesetz, doch diese greifen nur in bestimmten Fällen und schaffen nicht überall die nötige Flexibilität.


Mütter geraten oft in die Teilzeitfalle


Mütter sind in Deutschland besonders häufig von der Teilzeitfalle betroffen. Laut dem Familienreport 2024 arbeiten insbesondere Mütter mit kleinen Kindern in Teilzeit: Bei Müttern von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren liegt die Teilzeitquote bei 66 %, bei Kindern von 4 bis 10 Jahren sogar bei 75 %. Im Vergleich dazu sind nur 7 % der Väter in Teilzeit tätig.


Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Teilzeitfalle eine geschlechtsspezifische Dimension hat, die durch traditionelle Rollenbilder und eine ungleiche Verteilung von Care-Arbeit verstärkt wird.


Was ist der Nachteil an Teilzeit?


Teilzeit bietet Arbeitnehmer*innen die Möglichkeit, Arbeitszeit an persönliche Bedürfnisse anzupassen. Doch diese vermeintliche Flexibilität birgt erhebliche Nachteile, die sowohl die Karriere als auch die finanzielle Situation langfristig beeinträchtigen können. Besonders Frauen, die lange in Teilzeit arbeiten, sind von den Konsequenzen betroffen.


  • Geringere Rentenansprüche: Da Rentenansprüche in Deutschland auf dem Einkommen basieren, führen reduzierte Arbeitszeiten zwangsläufig zu einer großen Rentenlücke und geringeren Rentenzahlungen. Laut WSI erhalten Frauen im Durchschnitt 49% weniger Rente als Männer. Somit sind Frauen einem höheren Risiko der Altersarmut ausgesetzt.

  • Kein Rückkehrrecht in Vollzeit: Nach einer längeren Teilzeitphase besteht kein Anspruch darauf, wieder in Vollzeit zu arbeiten. Arbeitgeber*innen können Anträge auf Aufstockung ablehnen, wenn sie beispielsweise betriebliche Gründe anführen. Dies führt dazu, dass viele Arbeitnehmer*innen dauerhaft in Teilzeit verbleiben.

  • Ausgrenzung am Arbeitsplatz: Teilzeitkräfte fühlen sich häufig benachteiligt, weniger eingebunden und sozial benachteiligt.

  • Verringerte Aufstiegschancen: Führungspositionen und Karrierechancen bleiben für Teilzeitkräfte meist unerreichbar. Diese strukturelle Diskriminierung sorgt dafür, dass qualifizierte Arbeitskräfte unterfordert werden und ihr Potenzial nicht ausschöpfen können.

  • Weniger Einkommen und finanzielle Abhängigkeit: Weniger Arbeit bedeutet auch weniger Geld – für die Familie und für sich selbst. Eine finanzielle Abhängigkeit von Männern ist für Frauen meist unausweichlich.

  • Mehrfachbelastung: Viele Teilzeitbeschäftigte tragen nicht nur die Verantwortung für Kinder oder Angehörige, sondern übernehmen auch die Hauptlast der Hausarbeit. Gleichzeitig spüren sie Druck, beruflich weiterhin leistungsfähig zu bleiben. Diese Doppelbelastung erhöht das Risiko für Stress und Burnout.


Lösungsansätze: Wie entkommt man der Teilzeitfalle?


Teilzeitarbeit muss nicht zwangsläufig in einer beruflichen Sackgasse enden. Es gibt mehrere Ansätze, um die Nachteile zu minimieren und langfristig wieder in eine vollzeitnahe Erwerbstätigkeit zurückzukehren.


ElterngeldPlus


Das ElterngeldPlus (§4 BEEG) wurde 2015 eingeführt und ermöglicht Eltern, Elterngeldleistungen flexibler zu gestalten, wenn sie während der Elternzeit in Teilzeit arbeiten. Es soll Anreize schaffen, die Elternzeit partnerschaftlich zu teilen. So bleiben die Eltern im Beruf und können hinterher in ihr Vollzeit-Arbeitsverhältnis zurückkehren.


Vorteile:


  • Längere Bezugsdauer als beim Basiselterngeld

  • Möglichkeit, während der Elternzeit am Arbeitsmarkt aktiv zu bleiben


Nachteile:


  • max. 900€ ElterngeldPlus pro Monat möglich

  • Arbeitgeber*in muss zur Umsetzung flexible Arbeitszeiten unterstützen


Brückenteilzeit


Die seit 2019 geltende Brückenteilzeit (§9a TzBfG) ermöglicht Arbeitnehmer*innen, ihre Arbeitszeit für einen befristeten Zeitraum von ein bis fünf Jahren zu reduzieren. Nach Ablauf der vereinbarten Teilzeitphase besteht ein Anspruch auf Rückkehr zur vorherigen Arbeitszeit.


Vorteile:


  • Sicherheit, dass die Rückkehr in Vollzeit gewährleistet ist

  • gute Möglichkeit für eine vorübergehende Anpassung der Arbeitszeit an familiäre oder persönliche Bedürfnisse


Nachteile:


  • gilt nur in Unternehmen mit mehr als 45 Mitarbeitenden

  • berufliche Entwicklungsmöglichkeiten können während der Brückenteilzeit eingeschränkt sein


Care-Arbeit fair verteilen


Ein wesentlicher Schlüssel zur Vermeidung der Teilzeitfalle liegt in einer gerechteren Verteilung der Care-Arbeit zwischen Müttern und Vätern. Eine gleichberechtigte Elternschaft, bei denen beide Elternteile gleichermaßen Verantwortung übernehmen, beugt klassischen Rollenbildern vor. Das ElterngeldPlus fördert zudem die gleichberechtigte Nutzung von Elternzeit durch beide Elternteile.


Was muss sich langfristig ändern?


Die Teilzeitfalle ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein strukturelles Problem. Um sie zu überwinden, sind umfassende Reformen und gesellschaftliche Veränderungen notwendig.


1. Flexible Arbeitszeiten


Flexibilität in der Arbeitszeit ist ein entscheidender Faktor, um Beruf und Familie besser zu vereinen. Modelle wie Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit oder Vier-Tage-Wochen können dazu beitragen, dass Arbeitnehmer*innen ihre Arbeit besser an ihre privaten Verpflichtungen anpassen können.


Wichtig ist dabei jedoch, dass diese Flexibilität nicht nur für Führungskräfte, sondern auch für Beschäftigte in weniger privilegierten Positionen zugänglich ist.


2. Homeoffice als Standardoption


Die Pandemie hat gezeigt, dass Homeoffice in vielen Berufen problemlos möglich ist. Für Eltern und pflegende Angehörige bietet das Arbeiten von zu Hause eine enorme Erleichterung, da Wegezeiten entfallen und Betreuungsaufgaben besser integriert werden können.


Langfristig sollte Homeoffice als feste Option in Arbeitsverträgen etabliert werden – jedoch ohne den sozialen Kontakt und die Sichtbarkeit im Büro zu verlieren.


3. Elternzeit für Väter fördern


Ein zentraler Schritt zur Gleichstellung ist die stärkere Einbindung von Vätern in die Elternzeit. Derzeit nehmen viele Väter lediglich die zwei sogenannten Partnermonate in Anspruch, während Mütter den Großteil der Elternzeit übernehmen.


Mögliche Maßnahmen:

  • Längere Vätermonate durch höhere finanzielle Anreize.

  • Elterngeldregelungen, die an eine gleichberechtigte Aufteilung gekoppelt sind.


Dies würde nicht nur die Belastung für Mütter reduzieren, sondern auch dazu beitragen, dass Väter stärker in Care-Arbeit involviert werden und sich Teilzeitarbeit langfristig ausgeglichener verteilt.


4. Gleiches Gehalt für gleiche Arbeit


Der Gender Pay Gap ist eine zentrale Ursache für die finanzielle Abhängigkeit von Frauen und trägt dazu bei, dass sie häufiger in die Teilzeitfalle geraten. Ein Ausgleich der Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen ist essenziell.


Mögliche Maßnahmen:

  • Transparenz bei Gehältern verpflichtend einführen.

  • Sanktionen für Unternehmen, die bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit unterschiedliche Löhne zahlen.

  • Förderung von Frauen in Berufen mit hohem Lohn- und Aufstiegspotenzial, wie MINT-Berufen.


5. Verlässliche Betreuungsangebote schaffen


Eine der größten Hürden für Eltern ist das unzureichende Angebot an Kinderbetreuung. Die Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren liegt in Deutschland bei etwa 35 %, wobei der Bedarf deutlich höher ist.


Um eine Rückkehr in Vollzeit zu ermöglichen, braucht es den Ausbau von Kitas und Ganztagsschulen, bezahlbare Betreuung sowie flexiblere Betreuungszeiten.


6. Einführung einer Teilzeitrentenversicherung


Um die finanziellen Nachteile von Teilzeitarbeit abzufedern, könnte eine Teilzeitrentenversicherung eingeführt werden. Dieses Modell würde sicherstellen, dass Teilzeitphasen – ob für Elternzeit oder Pflege – nicht zu drastischen Rentenkürzungen führen.


Denkbar wäre eine zusätzliche staatliche Förderung, die Beiträge für Teilzeitkräfte aufstockt, um Altersarmut zu vermeiden.


Fazit


Die Teilzeitfalle ist ein komplexes Problem, das nicht nur Frauen betrifft, sondern auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Konsequenzen hat. Langfristige Veränderungen sind nur möglich, wenn Politik, Unternehmen und Gesellschaft an einem Strang ziehen.


Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, gerechte Elternzeitmodelle, eine faire Bezahlung und bessere Betreuungsangebote sind die Bausteine für eine zukunftsfähige Arbeitswelt. Diese Maßnahmen sorgen nicht nur für mehr Gleichberechtigung, sondern helfen auch, das Potenzial von Fachkräften im Arbeitsmarkt optimal zu nutzen.


Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel – für eine Arbeitswelt, in der Teilzeit keine Falle, sondern eine echte Option ist.


Deine Pia


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